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Die Geschichte des ASB

Im Jahre 1888 legten sechs Berliner Zimmerleute mit dem von ihnen organisierten "Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen" den Grundstein für den heutigen Arbeiter-Samariter-Bund. Arbeiter sollten fortan eigenständig Verunglückte in Werkstätten und Betrieben versorgen können.

Schwere Unfälle waren in den Betrieben und Werkstätten des 19. Jahrhunderts an der Tagesordnung.

An Arbeitsmaschinen kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts häufig zu schweren Unfällen. Arbeitsschutz- oder Unfallverhütungsvorschriften, wie es sie heute gibt, waren noch unbekannt. Die Rettungsdienste standen noch am Anfang. Es fehlten Sanitäter, die im Ernstfall schnell und kompetent handeln konnten. Ausgebildete Ersthelfer oder Verbandmaterial an den Arbeitsplätzen gab es damals auch noch nicht.

Als am 28. November 1884 auf dem Gelände der märkischen Eiswerke in Erkner beim Bau einer großen Lagerhalle eine 40 Meter lange Seitenwand einstürzte und drei Zimmerleute unter sich begrub, waren dieses Unglück und zahlreiche andere schwere Unfälle in jener Zeit Anlass für den Zimmerpolier Gustav Dietrich und fünf seiner Kollegen, praktisch orientierte Erste-Hilfe-Kurse zu organisieren. Ihre Idee war, dass Arbeiter zukünftig eigenständig verletzte Kollegen versorgen konnten. 

Die Anfänge des ASB

So setzten also sechs Zimmerleute in einer Zeit, in der es weder Arbeitsschutzvorschriften noch Rettungsdienste gab und sich viele Arbeiter schwer verletzten, gegen viele Widerstände den ersten "Lehrkursus über die Erste-Hilfe bei Unglücksfällen" durch. Sie waren nicht nur die Gründerväter des heutigen Arbeiter-Samariter-Bundes, sondern haben durch ihre Initiative auch der Notfallrettung in Deutschland wesentliche Impulse gegeben.

Erste Sanitätsdienst-Gruppen

Dem ersten Lehrkursus folgten weitere Samariter-Kurse, aus denen später die "Arbeiter-Samariter-Kolonnen" hervorgingen - 1896 zunächst in Berlin, in den Folgejahren auch in anderen Städten. Die Arbeiter-Samariter-Kolonnen führten Sanitätsdienste bei Veranstaltungen durch, bildeten Laien in Erster Hilfe aus und eilten nach Unglücken herbei, um die Verletzten zu versorgen. Mit Räder- und Fahrradtragen wurden damals bereits Krankentransporte geleistet. Ab 1902 vertrieb die Firma Paul Klose eine Samaritertasche, deren Anschaffung den Mitgliedern der Kolonnen empfohlen wurde.

Entstehung des Arbeiter-Samariter-Bundes

Die Arbeiter-Samariter aus Berlin, Dresden, Meißen, Köln, Hamburg und Elberfeld schlossen sich 1909 in Magdeburg zum „Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.“ zusammen. Die erste Bundestagung des ASB fand 1910 in Dresden statt.

Der Erste Weltkrieg

Fast die Hälfte der inzwischen 6.600 ASB-Mitglieder wurde 1914 zum Kriegseinsatz eingezogen. Viele Helfer der mittlerweile 108 ASB-Kolonnen meldeten sich freiwillig, um Kriegsverletzte zu pflegen. Bei Kriegsende bestand der Arbeiter-Samariter-Bund nur noch aus 30 Kolonnen mit 1.400 Mitgliedern.

Der ASB in der Weimarer Republik

Der ASB organisierte sich nach dem Ersten Weltkrieg neu. Aufgrund der politischen Unruhen gab es jedoch einen großen Bedarf an ASB-Sanitätern. Allein beim Spartakus-Aufstand vom 5. bis zum 12. Januar 1919 in Berlin versorgten die Samariter 850 Menschen.

Neue Aufgaben für den ASB

Der ASB engagierte sich auch auf allen Gebieten der Volkswohlfahrt und legte damit den Grundstein für seine Funktion als Wohlfahrtsverband. Damalige Leistungen wie Hauskrankenpflege, Gesundheitsfürsorge und Kinderhilfe sind bis heute wichtige Aspekte der Arbeit des ASB. Während der Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er Jahre versorgten die Arbeiter-Samariter hungernde und frierende Familien mit Lebensmitteln und Kleidung. Außerdem kümmerte sich der ASB um Sanitätseinrichtungen in den Betrieben und baute systematisch den motorisierten Rettungsdienst aus. Bereits 1932 existierten wieder 1.574 ASB-Kolonnen mit 52.362 aktiven Helfern.

Gründung von Jugendabteilungen

„Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft". So leitete der Bundesvorsitzende Theodor Kretzschmar 1924 seinen Aufruf zur Gründung von Jugendabteilungen ein. Er empfahl Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, sich Jugendabteilungen in den jeweiligen ASB-Kolonnen anzuschließen.

Die Nazis zerschlugen den ASB

Die Nationalsozialisten enteigneten den Arbeiter-Samariter-Bund 1933. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 konnte der ASB wieder in Deutschland aktiv werden.

Der ASB gründet sich neu

1946 begannen die Neugründungen in den Gebieten der Westalliierten. Bereits Anfang der 1950er Jahre gab es in Westdeutschland 100 ASB-Kolonnen. In der DDR blieb der Arbeiter-Samariter-Bund verboten.

ASB-Hilfe für Alte, Kranke und Menschen mit Behinderung

Neue Aufgabenbereiche übernahm der ASB in den 1960er Jahren: Neben Einsätzen bei Katastrophen und Auslandseinsätzen setzte er sich vor allem in der Pflege von Hilfsbedürftigen ein. Krankenhäuser und Altenpflegeheime wurden eröffnet, und auch um Menschen mit Behinderung kümmerte sich der Arbeiter-Samariter-Bund. 1963 gab es den ersten mobilen Mahlzeiten-Service des ASB. Die ASB-Bundesgeschäftsstelle zog 1965 von Hannover nach Köln, wo sie auch heute noch ihren Sitz hat.

Neue Dienste und ein Jubiläum

Kinder- und Jugendhilfe sowie Flüchtlingsbetreuung wurden vom ASB in den 1980er Jahren ausgebaut. Mobile Soziale Dienste kamen ebenfalls dazu. In Wiesbaden und Köln führte der ASB die ersten Hausnotrufsysteme ein; für Senioren entstanden Tagespflegeheime. 1988 feierte der ASB seinen 100. Geburtstag.

Vom Mauerfall bis heute

Nach dem Fall der Mauer im Jahre 1989 nahmen Bürgerinnen und Bürger aus der ehemaligen DDR Kontakt zum ASB auf. Sie wollten neue Hilfs- und Wohlfahrtsstrukturen aufbauen. Der ASB unterstützte dieses Vorhaben von Beginn an. So entstand der erste ASB-Ortsverband in Ostdeutschland nach dem Mauerfall bereits am 27.1.1990 in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Im Herbst 1990 gründeten sich in allen neuen Bundesländern die ASB-Landesverbände wieder. Der Arbeiter-Samariter-Bund ist heute in ganz Deutschland aktiv.